"Ganz in der Nähe", antwortete der alte Mann.

"Na, wenn das so ist", überlegte Samuel, "dann holen Sie es und geben Sie es am besten zurück!"

Doch der Mann schüttelte den Kopf. "Nein, nein. Das geht nicht. Es ist nicht zwar in der Nähe, aber nicht mehr verfügbar."

Dominik runzelte die Stirn. "Äh, wie jetzt?"

"Ich habe es ... gewissermaßen investiert. Als ... Wiedergutmachung."

"Wie meinen Sie das?", fragte Sarah neugierig nach.

"Nun ja, ich habe so viel Schlimmes in meinem Leben getan, da wollte ich wenigstens einmal etwas Gutes tun. Als ich das viele Geld im Transporter liegen sah, wusste ich gleich, dass ich es nicht behalten durfte."

Doch Samuel ging dazwischen: "Sie haben ein schlechtes Gewissen gekriegt. Verständlich. Aber wieso haben Sie sich nicht einfach der Polizei gestellt?"

Der Mann sah Samuel eindringlich an. "Hast du schonmal Mist gebaut und wusstest genau, dass du dich eigentlich nur entschuldigen musst? Dennoch war dir das so unangenehm, dass du lieber Reißaus genommen hast."

Betreten senkte Samuel den Blick. "Sorry, ich glaub ich weiß was Sie meinen."

"Ich habe mich ehrlich geschämt. Schließlich wollte ich es unbedingt wieder gut machen. Ich dachte mir, wenn ich ab diesem Tag ganz vielen Menschen helfe, dann ist mir der Himmel vielleicht gnädig."

"Der Himmel?", fragte Dominik erstaunt nach.

"Ja, nun ... der Himmel, Gott, was auch immer. Ich weiß nicht wieso, aber ich hatte das Gefühl, dass es sein könnte, dass eine höhere Macht sieht, was ich da Böses tat. Von diesem Tag an hatte ich jeden Tag ein schlechtes Gewissen. Ich litt unter Verfolgungswahn - hatte stets das Gefühl, jemand sei hinter mir her. Das ging Jahre so. Irgendwann las ich, dass hier in Villstein eine REHA-Klinik gebaut werden sollte und man Spenden dafür suchte. Und ... na ja ... das schien mir die Antwort zu sein. Also spendete ich die ganze Beute des Raubes der REHA-Klinik."

"Ach du Schei**!", entfuhr es Samuel. "Sie waren der anonyme Spender? Meine Güte. Wenn ich mich recht erinnere, waren das fast drei Millionen Euro."

"Wow!" Samuels Freunde staunten nicht schlecht.

"Ich habe alles gespendet. Und dennoch ... bekomme ich einfach keine Ruhe. Seither versuchte ich viele Male gemeinnützige Arbeit zu leisten, kostenloses Material zu beschaffen, Geschenke zu kaufen. Aber es half alles nichts. Wie mir scheint, hat mich der Himmel verdammt!" Der alte Mann senkte seinen Blick und rührte gedankenverloren in seinem Tee herum.

In diesem Moment zog sich Sarah kurz zurück und ging zum Wirt, der am Tresen stand.

 

 

Fortsetzung folgt ...


Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.